Risikobereitschaft kehrt zurück, Anleger bleiben jedoch wachsam

Das Wichtigste auf einen Blick
Die Zuflüsse in europäische ETFs erreichten 28,7 Mrd. USD, was die starke Risikobereitschaft angesichts einer Erholung der Aktienmärkte um 6 % widerspiegelt.
Die Kapitalflüsse waren in den USA, Europa und den Schwellenländern diversifizierter, wobei europäische Anleihen bei den festverzinslichen Wertpapieren führend waren.
Von Zöllen über Laufzeitrisiken bis hin zur Entdollarisierung – Anleger überdenken ihre Strategien. Globale Aktien, variabel verzinsliche Instrumente wie CLO-Anleihen mit AAA-Rating und Gold gewinnen an Bedeutung.
Rückblick auf den Mai
Insgesamt war der Mai ein starker Monat für den europäischen ETF-Markt, der von einer breiteren Nachfrage nach Aktien geprägt war, wobei die Anleger über globale und US-amerikanische Engagements hinaus insbesondere nach Europa blickten. Europa war auch das vorherrschende Thema im Bereich festverzinslicher Wertpapiere, wo europäische Staatsanleihen und europäische Unternehmensanleihen die Hälfte der Nettomittelzuflüsse ausmachten.
Europäische ETF-Anleger waren nicht in der Stimmung, „im Mai zu verkaufen und zu gehen“. Sie waren große Käufer, deren Risikobereitschaft den 6 %igen Aufschwung an den Aktienmärkten widerspiegelte. Das ist jedoch nicht die ganze Geschichte, denn ein genauerer Blick auf die monatlichen Ströme lässt eine mögliche Entwicklung der Anlagestrategien erkennen.
Die Nettoströme im Mai in Höhe von 28,7 Mrd. USD stellten eine deutliche Verbesserung gegenüber April dar und übertrafen den Rekordmonatsdurchschnitt des vergangenen Jahres. Aktien blieben mit 71 % der Nettomittelzuflüsse weiterhin führend, während festverzinsliche Anlagen mehr als 28 % der Mittelzuflüsse auf sich vereinigten. Gold und andere Rohstoffe beendeten den Monat ebenfalls (knapp) im positiven Bereich.
Globale Aktien belegten erneut den ersten Platz in der monatlichen Rangliste der Kapitalflüsse, wobei die Nachfrage nach Aktien insgesamt breiter gestreut war und sich auf die USA, Europa und die Schwellenländer verteilte.
Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere war Europa der klare Favorit der Anleiheinvestoren. Euro-Staatsanleihen und Unternehmensanleihen machten fast die Hälfte der gesamten Nettozuflüsse in festverzinsliche Wertpapiere im Monatsverlauf aus. Die deutsche Wirtschaft erscheint relativ attraktiv und könnte zusammen mit ausgewählten anderen europäischen Ländern potenziell als „sicherer Hafen“ für Anleiheinvestoren dienen, die eine Diversifizierung weg von US-Staatsanleihen anstreben.
Diversifizierung ist die Antwort auf Zölle
Es herrscht weiterhin enorme Unsicherheit darüber, wie hoch die US-Zölle letztendlich ausfallen werden, aber die Märkte haben sich erholt, da die erwarteten Sätze niedriger ausgefallen sind. Die anhaltenden Veränderungen bei den Handelsbeschränkungen und -beziehungen dürften Unternehmen dazu veranlassen, ihre Lieferketten zu diversifizieren und umzustellen. Auch Anleger sollten einen diversifizierteren Ansatz in Betracht ziehen und mit globalen Aktien-ETFs über die USA hinaus expandieren.
Langer, steiniger Weg mit Durationsrisiko
In den letzten zwei Jahrzehnten war die Duration kein Risiko, sondern trug aufgrund sinkender Anleiherenditen stetig zur Rendite bei. Das Jahr 2022 war jedoch ein Weckruf, der den Anlegern deutlich vor Augen geführt hat, dass Angebots- und Inflationsschocks dazu führen können, dass die Duration wieder zu einem Risiko für Portfolios wird. Wir sind der Meinung, dass Anleger derzeit verstärkt auf Angebotsschocks und Durationsrisiken achten sollten. Unserer Ansicht nach könnten Instrumente mit kurzer Duration oder variabler Verzinsung wie CLO-Anleihen mit AAA-Rating hilfreich sein.
Bedenken hinsichtlich der Entdollarisierung = Diversifizierung
Die anhaltenden Debatten über das sich wandelnde globale Währungssystem, den Status des US-Dollars als „sicherer Hafen“ und die Rolle von Gold veranlassen Anleger dazu, neu zu bewerten, welche Vermögenswerte für ihre Portfolios am besten geeignet sind. Gold, Rohstoffe und Kryptowährungen könnten von diesem Trend profitieren.