ETF Drei gute Gründe, die für den S&P 500 Equal Weight sprechen
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Das Invesco Developing Markets Team unter der Leitung von Chief Investment Officer Justin Leverenz adressiert wichtige Fragen zu den jüngsten regulatorischen Eingriffen in China und ihren Auswirkungen auf den Ausblick für chinesische Aktien.
Drastische regulatorische Eingriffe in allen Sektoren haben die Anleger verschreckt und das Vertrauen in chinesische Aktien erschüttert. Das gilt insbesondere für chinesische American Depositary Receipts (ADRs) an US-Börsen. Der Nasdaq Golden Dragon China Index (HXC), ein nach der Marktkapitalisierung gewichteter Index chinesischer Unternehmen mit US-Listing, hat seit Jahresanfang um fast 27% nachgegeben.1
Wir haben drei Fragenkomplexe identifiziert, die adressiert werden müssen, um die Motivation hinter diesen chaotischen Regulierungseingriffen und ihre Stoßrichtung wirklich zu verstehen.
Für die meisten Anleger scheinen derzeit die Fragen zu den direkten, kurzfristigen Folgen des neuen Regulierungskurses im Vordergrund zu stehen, da sie für die Einschätzung der kurzfristigen Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne wichtig sind. Im Kontext eines sich wandelnden Chinas wird die Beantwortung dieser Fragen jedoch kaum helfen, das unausgeschöpfte Wertpotenzial der chinesischen Unternehmen zu bewerten.
Mit Blick auf die direkten, kurzfristigen Auswirkungen hat es eine Vielzahl scheinbar chaotischer Regulierungsmaßnahmen gegeben.
Angesichts der sich überschlagenden Nachrichten zum härteren Kurs der chinesischen Regierung stellen sich vor allem Fragen in Bezug auf die Auswirkungen für das Wachstum und die Profitabilität der Unternehmen. Die erste Reaktion der Märkte war heftig, da die Investoren große Befürchtungen hinsichtlich der Auswirkungen auf die Unternehmensbewertungen hatten.
Kommen wir nun zum „Warum.“
Der zweite Satz Fragen — zu den Absichten hinter diesem politischen Kurswechsel — erscheint uns relativ klar. Diese Kräfte sind jedoch sehr vielschichtig und miteinander verwoben. Betrachten wir die verschiedenen Aspekte des „Warum“ der Reihe nach.
Zwei wesentliche Faktoren erscheinen offensichtlich:
Diese Motive stimmen weitgehend mit den übergreifenden politischen Zielsetzungen überein, die beim 19. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas im Jahr 2017 formuliert wurden. Bei diesem Anlass wurde das „Gedankengut von Xi Jinping“ mit seiner Betonung eines „Sozialismus chinesischer Prägung“ in der Parteiverfassung verankert. Die drei übergreifenden Ziele, die wir in diesem Zusammenhang für relevant halten, stellen auf die negativen externen Effekte in Bezug auf Umwelt, Gleichstellung und Geopolitik ab, die mit dem jahrzehntelangen ungezügelten Wachstum der chinesischen Wirtschaft in Verbindung gebracht werden. Und natürlich passt jeder dieser Punkte gut zu den industriepolitischen Zielen, die zur Bewältigung dieser Herausforderungen entwickelt wurden.
Kommen wir nun zum dritten Fragenkomplex und damit einer genaueren Betrachtung der wesentlichen Gefahren, die von den regulatorischen Eingriffen ausgehen.
Unserer Ansicht nach hat sich Chinas politische Vision in den letzten Jahren grundlegend geändert. Die derzeitige Führung in Beijing betrachtet die Welt aus einer anderen Perspektive als ihre Vorgänger der Nach-Mao-Ära. In China scheint sich zunehmend die Überzeugung durchzusetzen, dass der Westen im Niedergang begriffen ist und zugleich Chinas Aufstieg verhindern will. Insbesondere von den USA wird geglaubt, dass sie nach ihren teuren Interventionen im Nahen Osten und Zentralasien unter der Last ihrer internationalen Verpflichtungen ächzen. Nach Ansicht Chinas hat dies wie auch die globale Finanzkrise und die COVID-Pandemie tiefe strukturelle und kulturelle Probleme des Westens offengelegt. Daher wird in China auch erwartet, dass sich die USA stärker aus der Weltpolitik zurückziehen und damit ein geopolitisches Vakuum zurücklassen werden. Außerdem besteht die Überzeugung, dass die Länder, die nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Federführung der USA eine liberale Weltordnung etabliert haben, Chinas Aufstieg angesichts des Niedergangs der USA mit immer mehr Besorgnis sehen.
China vermutet (vielleicht richtigerweise), dass der Westen letztlich auf Eindämmung und Transformation setzt und dass die westlichen Staaten keine politische Weltmacht neben sich zulassen werden, die nicht ihre Vorstellungen einer liberalen Weltordnung teilt. Daher muss China seine externen Abhängigkeiten – vom Öl, von Halbleiterimporten und vom US-Dollar – reduzieren.
Als Investoren sehen wir die jüngste Welle unberechenbarer Eingriffe in die chinesische Wirtschaft mit Besorgnis. Wir haben uns aber auch bemüht, die jüngsten Entwicklungen mit etwas Abstand zu betrachten und Chinas besondere Lage besser zu verstehen.
Chinas Wirtschaft basiert auf einem hybriden Modell, einer Form von politischem Kapitalismus, die auf dieser Welt nicht gänzlich unbekannt ist — beispielsweise gibt es Parallelen zur Entwicklung in großen Teilen Asiens im 20. Jahrhundert (Südkorea, Taiwan, Malaysia). Chinas heutiges Modell ist das Ergebnis eines politischen und kulturellen Entwicklungsprozesses, dessen Anfänge mehrere Jahrtausende zurückreichen. Es ist ein Modell, das kapitalistisches Unternehmertum mit einem in höchstem Maße paternalistischen Staat verbindet. Es ist ein Modell — wie es Branko Milanovic in seinem Buch Capitalism Alone so treffend beschreibt —, das darauf ausgelegt ist, von einem unabhängigen, von einer effizienten technokratischen Bürokratie organisierten Staat geleitet zu werden.
Die staatliche Kontrollmacht in China ist extrem hoch. Daran wird sich auch kaum etwas ändern. Die rechtsstaatlichen Strukturen sind bewusst unklar gehalten, sodass der Staat frei von rechtlichen Beschränkungen agieren kann, was zu einer sehr kapriziösen Politik führen kann. Letztliches Ziel — und Legitimitätsgrundlage — des Modells ist jedoch ein inklusives Wachstum.
Dabei ist China ganz klar eine kapitalistische Wirtschaft. Der private Sektor bestimmt Produktion, Beschäftigung und Wachstum. Der Kapitalismus ist in China tief verwurzelt. Der dynamische private Sektor, dessen Wachstum von der Regierung unterstützt wird, ist der Wachstums- und Innovationstreiber der Wirtschaft. Die chinesische Wirtschaft basiert jedoch auf einem hybriden Modell, in dem der Staat für eine effiziente Bereitstellung öffentlicher, entwicklungskritischer Güter wie Infrastruktur sorgt und negative externe Effekte ausgleicht (inklusives Wachstum).
Der Begriff „Middle Income Trap” bezieht sich auf die häufig beobachtete Unfähigkeit von Schwellenländern, den Entwicklungssprung hin zu höherwertigen, hochproduktiven Dienstleistungsbranchen zu schaffen, nachdem die tief hängenden Früchte – billige Arbeit und zunehmende Kapitalintensität (typischerweise durch eine Umstellung von Agrarbetrieben auf Fabriken) – geerntet sind. Die Weltbank prägte diesen Begriff vor 15 Jahren für das Phänomen, dass es die meisten aufstrebenden Volkswirtschaften in Lateinamerika und Asien nicht schafften, aus einer Pro-Kopf-Einkommensspanne von 10.000 bis 12.000 US-Dollar auszubrechen.
Das Konzept der Middle Income Trap ist ein wiederkehrendes Thema unter China-Skeptikern und wird häufig in einem Atemzug mit Chinas demografischer Herausforderung genannt. Wir glauben aber, dass China anders ist. Und wie die Regulierungsvorstöße — oder vielleicht besser „Reformen“ — der letzten Wochen verdeutlichen, will Chinas politische Führung sicherstellen, dass China anders bleibt und den Sprung in die Liga der modernen Industrieländer anders als viele andere aufstrebende Volkswirtschaften schafft.
Die Middle Income Trap ist ein zumeist falsch verstandenes Konzept, wobei der eigentliche Fehler ein statistischer Fehler ist. Die Wachstumsschwierigkeiten der meisten Schwellenländer sind im Wesentlichen das Ergebnis von dualen Wirtschaftssystemen mit einer relativ kleinen Gruppe effizienter Arbeitskräfte im formalen Sektor, die das Wachstum vorantreiben, und einer überwältigenden Mehrheit von gering qualifizierten oder ungelernten Arbeitern im informellen Sektor, die in von Familienbetrieben geprägten Branchen mit fast keinem strukturellen Wachstum gefangen sind. Damit ist die Middle Income Trap auf das Fehlen sozialer Mobilität oder die Unfähigkeit dieser Länder, ein „inklusives Wachstum“ sicherzustellen, zurückzuführen. Der statistische Fehler besteht darin, dass die mittleren Einkommen nur langsam steigen, weil die Einkommen der großen Mehrheit der Bevölkerung der Schwellenländer real nicht wachsen, während die der kleinen Mittelschicht in diesen Ländern deutlich schneller wachsen, aber nicht die gesamte Nation hochziehen können.
Dagegen ist China das einzige Land der Welt, das in den letzten drei Jahrzehnten nachhaltig hohe Wachstumsraten – und ein inklusives Wachstum – erzielt hat. China hat in den letzten 30 Jahren 300 bis 400 Millionen Konsumenten mit mittlerem Einkommen hervorgebracht.2 Jetzt steht es vor der Herausforderung, dem Rest der chinesischen Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten eine ähnliche Entwicklung zu ermöglichen. Die Xi-Regierung versucht, gleichzeitig die Instabilitäten der vergangenen Jahrzehnte — Umweltprobleme, soziale Ungleichheit, geopolitische Risiken — zu adressieren und für finanzielle Stabilität und inklusives Wachstum zu sorgen. Wenn es China – wie wir glauben – gelingt, ein derartiges inklusives Wachstum zu erreichen, wird das Land unserer Ansicht nach auch nicht in der Middle Income Trap gefangen bleiben.
Die deutlichen Kursverluste mehrerer chinesischer Positionen in unseren Portfolios sind fraglos enttäuschend. Wir sehen jedoch immer noch bedeutende Anlagechancen in China und meinen, dass Investoren diesen Markt nicht einfach abtun sollten. Die von uns identifizierten Opportunitäten konzentrieren sich auf bestimmte Segmente.
Wir sind nach wie vor der Meinung, dass sich China in der Anfangsphase eines der größten Bullenmärkte aller Zeiten befindet. Dieser Bullenmarkt hat wenig zu tun mit „Touristen“ am chinesischen Aktienmarkt, d.h. Anlegern, die entweder kein Mandat haben, in Schwellenländeraktien zu investieren, oder nur über ein oberflächliches Verständnis der Vielschichtigkeit des chinesischen Marktes verfügen.
Wir rechnen in China aus mehreren Gründen mit einem strukturellen Bullenmarkt.
Q. Wie beurteilen Sie Schwellenländeraktien insgesamt?
Schwellenländeraktien haben ein schwieriges Jahrzehnt hinter sich. In den zehn Jahren bis Ende Juni 2021 verzeichnete der MSCI Emerging Markets Index auf US-Dollar-Basis ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3,6%, verglichen mit 15,4% für den US S&P 500 Index und 6,1% für den MSCI EAFE Index.4 In den letzten zwölf Monaten haben auch die Kursverluste chinesischer Aktien die Performance der Emerging Markets (EM) ausgebremst. Während der S&P 500 Index in den zwölf Monaten bis Ende Juni 2021 um 36,5% zulegte und der MSCI EAFE Index einen Wertzuwachs von 30,3% verzeichnete, lieferte der MSCI EM Index nur eine Rendite von 19,7%.5
In einem Umfeld extrem niedriger Zinsen, stark steigender Rohstoffpreise und einer leichten Dollar-Abwertung ist dieser frappierende Minderertrag sehr ungewöhnlich.
Schuld daran sind ganz klar die „2 Cs“ – China und COVID. Während COVID-19 in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern, die bislang noch keinen Zugang zu Impfstoffen haben, eine Erholung verhindert, sorgen Chinas drastische regulatorische Eingriffe für Nervosität.
Wir haben unsere positive Einschätzung der chinesischen Wirtschaft und Aktienmärkte bereits ausführlich dargelegt. Unter dem Strich sehen wir weiterhin gute Voraussetzungen für eine strukturelle Rally chinesischer Aktien. Außerdem glauben wir, dass sich die Volkswirtschaften in Lateinamerika, Südostasien und dem Rest der nichtindustrialisierten Welt im Nachgang der Pandemie kräftig erholen werden. Im Zuge dieser Erholung rechnen wir auch mit einem starken Anstieg der Unternehmensgewinne und Aktienkurse außerhalb Chinas. Nochmals betont werden sollte auch, dass die „Energiewende“ des kommenden Jahrzehnts für höhere Rohstoffpreise (sowohl Bergbau als auch Energie) und Rohstoffwährungen spricht. Wir sehen weiterhin sehr gute Voraussetzungen für eine gute Performance von Schwellenländeraktien.
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1 Quelle: Bloomberg L.P., Stand: 6. Aug. 2021
2 Quelle: „China looks to boost middle class as it wraps up Xi Jinping’s anti-poverty drive“, 30. Nov. 2020
3 Quelle: Credit Suisse Research Institute Global Wealth Report 2020, veröffentlicht im Oktober 2020
4 Quelle: Bloomberg L.P. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (Compound Annual Growth Rate, CAGR) beschreibt die Rate, mit der sich der Wert eines Investments erhöht hätte, wenn er über einen bestimmten Zeitraum jedes Jahr mit der gleichen Rate gestiegen wäre und die Gewinne am Ende eines jeden Jahres reinvestiert worden wären.
5 Quelle: Bloomberg L.P. Vergangenheitswerte sind keine Garantie für die Wertentwicklung in der Zukunft. Eine Direktanlage in einen Index ist nicht möglich.
Der Wert einer Anlage und die Erträge hieraus können sowohl steigen als auch fallen und es ist möglich, dass Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhalten.
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Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Marktaussichten sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern.
Quelle: Invesco. Stand der Daten: 9. August 2021, sofern nicht anders angegeben.