Engagement ist entscheidend: Unternehmen verstehen und zur Rechenschaft ziehen
Unternehmensengagement ist ein wesentlicher Teil unseres Investmentprozesses. Wir erhalten dadurch Einblicke in Herausforderungen, die bei der Einhaltung von Klimazusagen zu bewältigen sind. Zudem ist Engagement ein Forum, um Antworten zu bekommen, wenn die Fortschritte unter unseren Erwartungen bleiben.
Unsere Netto-Null-Engagementziele halten Unternehmen zu kontinuierlichen und schrittweisen Verbesserungen ihrer Dekarbonisierungsstrategie an. Beispielsweise trafen wir uns vor Kurzem (im Februar) mit dem Chairman eines großen europäischen Baumaterialunternehmens.
Engagement-Fallstudie: CRH
Angesichts der Art der Geschäftstätigkeit des Unternehmens haben wir mehrere ESG-Themen besprochen. Wir hatten das Unternehmen zuvor als „auf dem Weg zum Netto-Null-Zielpfad“ eingestuft und wollten sicherstellen, dass das nach wie vor der Fall ist.
Während unseres Gesprächs betonten wir, wie wichtig das absolute Emissionssenkungsziel ist, das CRH im Rahmen der Science Based Targets Initiative (SBTi) festgelegt hatte. Wir würdigten das ehrgeizige Dekarbonisierungsziel, da man 2020 als Vergleichsjahr nutzen musste – ein Jahr mit niedrigeren Emissionen, weil Störungen aufgrund von Covid-19 zu geringerer Geschäftstätigkeit führten.
Investment in Fortschritte, nicht nur Perfektion
Zement gehört zum Kerngeschäft des Unternehmens und ist ein Bereich, in dem die Dekarbonisierung schwierig ist. Als unser Engagement jedoch gezeigt hat, dass sich CRH entschlossen um die Einhaltung der Zusagen bemüht, waren wir beruhigt. Diese Ziele werden vom Board vorangetrieben, und die Mitglieder sind sich bewusst, welche Investitionen dafür nötig sind. Zurzeit werden sie bis 2030 auf 150 Mio. EUR pro Jahr geschätzt.
Darüber hinaus ist das Unternehmen neue Partnerschaften zur Entwicklung von Technologien zur CO2-Abscheidung eingegangen und prüft Methoden, um bei der Zementproduktion weniger Klinker zu verwenden. Klinker ist eine wichtige Komponente des CO2-Fußabdrucks von Zement.
Darüber hinaus gab das Unternehmen bekannt, dass es seine 1,5-Grad-Klimaziele für das Zementgeschäft der SBTi zur Verifizierung vorgelegt hat. Seine Klimaberichterstattung entspricht bereits den Empfehlungen der TCFD und der EU-Taxonomie.
Unseres Erachtens ist das Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen wie CO2-Abscheidung eine Spur schwächer als bestimmte Mitbewerber. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass eine Strategie für CO2-Neutralität bis 2050 vorliegt.
Bei unserer nächsten Engagement-Interaktion mit CRH werden wir die Fortschritte bei der Dekarbonisierungsstrategie prüfen. Dabei konzentrieren wir uns natürlich vor allem auf Möglichkeiten bestehender Technologie. Daher werden wir Initiativen wie einen veränderten Klinkermix zur CO2-Senkung und weiterhin Recyclingprojekte in den Vordergrund rücken.
Laufende Entwicklungen im Zusammenhang mit Netto-Null-Investments
Netto-Null-Investments sind relativ neu und entwickeln sich daher rasant weiter. Deshalb prüfen wir regelmäßig die Umsetzung unseres Rahmens für Netto-Null-Investments, um Bereiche mit Verbesserungspotenzial zu ermitteln.
Zurzeit liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Anwendung des Rahmens bei Banken. Banken sind relevant, um die Finanzierung von Branchen mit hohen Emissionen zu verringern. Deshalb kann man Banken selbst als emissionsintensiv einstufen. Zudem tragen sie zu einem reibungslosen Wandel bei, indem sie Kapital für Klimalösungen bereitstellen.
Banken: immer stärker im Fokus
Aufgrund der Natur ihrer Geschäftstätigkeit sind die meisten Emissionen von Banken indirekte Emissionen (Scope 3). Dadurch wird es besonders komplex, ihre Netto-Null-Ausrichtung zu beurteilen, und man muss auf Zusagen abstellen. Unser Ansatz war zunächst binär. Wir unterschieden nur zwischen Banken, die sich öffentlich zur Netto-Null verpflichtet hatten, und anderen.
Mittlerweile haben wir unseren Beurteilungsrahmen verfeinert und Kriterien festgelegt, die eine Bank erfüllen müsste, um als auf dem Weg zum Netto-Null-Pfad eingestuft zu werden, bevor sie am Ende als vollständig auf dem Netto-Null-Pfad gilt.
Unser erweiterter Rahmen soll sicherstellen, dass Ziele und Berichterstattung von Banken den höchsten Standards diverser Initiativen für CO2-Zusagen entsprechen. Dazu zählen Science Based Targets, das Greenhouse Gas Protocol, das Carbon Disclosure Project und die Partnership for Carbon Accounting Financials. Diese gebräuchlichen Rahmenwerke sind hilfreich, weil sie einen Vergleich ermöglichen. Darüber hinaus sorgen sie für die nötige Detailtiefe, um zu kontrollieren, ob ein Unternehmen die Netto-Null-Prinzipien einhält.
Ferner legen wir anspruchsvolle Kriterien fest, um grüne Finanzierungsprojekte von anderen zu unterscheiden. Die Finanzierung von Klimaschutz und Klimaanpassung muss deutlich gesteigert werden, weil in diesem Jahrzehnt dringende Maßnahmen gegen den Klimawandel nötig sind. Erfreulicherweise verzeichnen einige globale Banken deutliche Fortschritte bei der Ausrichtung an unseren Kriterien.
Abschließende Zusammenfassung
Wir bieten die Strategie jetzt bereits seit fast einem Jahr an. Wie oben erläutert, gibt es dabei immer wieder viel zu tun. Das wird sich auch nicht ändern, weil bei Netto-Null-Investments immer wieder neue Herausforderungen und Chancen entstehen.
Zum Abschluss möchten wir Sie über einige wesentliche Erkenntnisse aus dem aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) informieren. Der Bericht warnt erneut davor, dass das 1,5-Grad-Szenario außer Reichweite geraten könnte. Zudem wird festgehalten, dass sich die Finanzierungstätigkeit von Klimaschutzmaßnahmen versechsfachen müsste. Wenn die Welt die Netto-Null-Ziele erreichen soll, werden Anleger bei der Finanzierung des Wandels eine große Rolle spielen.