Konsumtrends: Lebensmittelkäufer setzen zunehmend auf E-Commerce

Wir glauben, dass das Coronavirus strukturelle Trends im Einkaufsverhalten verstärkt hat. Insbesondere haben Kontaktbeschränkungen zu einer vermehrten Nutzung von E-Commerce geführt. Die größte Veränderung in dieser Hinsicht ist im Markt für Lebensmittel und Verbrauchsgüter zu beobachten.
In den USA entfällt knapp ein Drittel der gesamten Einzelhandelsausgaben auf diese beiden Segmente.1 Vor dem Coronavirus wurde nur ein mittlerer einstelliger Marktanteil solcher Einkäufe über E-Commerce abgewickelt, jüngsten Daten zufolge haben die Kontaktbeschränkungen jedoch mindestens zu einer Verdoppelung geführt.2 Davon dürften vor allem große E-Commerce-Plattformen, Essenslieferdienste und auf „Außer-Haus“ spezialisierte Restaurants profitieren.
Die Marktanteile von E-Commerce-Plattformen wachsen in allen Kategorien zu Lasten des klassischen Einzelhandels. Der Trend zu E-Commerce dürfte sich zurzeit wohl ungewöhnlich schnell vollziehen. Wir glauben jedoch, dass das Tempo auch auf absehbare Zeit recht hoch bleiben wird. Dies dürfte langfristige Verhaltensänderungen bewirken, sodass die Käufer kaum wieder zu alten Mustern zurückkehren werden. Immerhin bot E-Commerce bereits zuvor Bequemlichkeit, eine große Auswahl sowie Produktinformationen/-bewertungen und das rund um die Uhr. Je mehr sich dieser Wandel beschleunigt und je weniger im klassischen Einzelhandel gekauft wird, desto größer wird der Druck, Geschäfte zu schließen. Das verstärkt den Umstieg auf E-Commerce zusätzlich.
E-Commerce ist der natürliche Ersatz für stationären Einzelhandel und könnte auch langfristig von den aktuellen Kontaktbeschränkungen profitieren. Doch es gibt auch viele außergewöhnliche Erlebnisse, die Menschen real genießen wollen und die auch künftig physische Präsenz erfordern werden. Dazu zählen das einmalige Erlebnis eines Menüs in einem eleganten Restaurant, Glücksspiel im Casino, ein Konzert-, Kino- oder Museumsbesuch oder eine Reise, um einzigartige Kulturen und Orte zu sehen. Durch die aktuellen Kontaktbeschränkungen sind viele dieser Erlebnisse gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Unseres Erachtens wird sich die Lage jedoch im Laufe der Zeit wieder verbessern – vielleicht sogar mit großer Dynamik, sobald Impfstoffe auf breiter Basis verfügbar sind. Im Hinblick auf Firmenausflüge und Geschäftsreisen sind wir jedoch weniger optimistisch. Die Kontaktbeschränkungen haben zu einem breiten Umstieg auf digitale Lösungen für Meetings und Konferenzen geführt. Wir glauben, dass viele Unternehmen sie als effektiven und kostengünstigen Ersatz für Geschäftsreisen sehen werden. Deshalb dürfte eine vollständige Erholung im Geschäftsreisesektor langfristig schwierig sein.