Benjamin Franklin war vielseitig. Er war Verleger, Wissenschaftler, Diplomat und Gründervater. Zudem war er Erfinder und suchte Lösungen für alltägliche Probleme. Auf ihn gehen beispielsweise der Blitzableiter und die Bifokalbrille zurück. Doch der Mann, dessen Porträt die Vorderseite des 100-Dollar-Scheins ziert, hatte auch viele Ideen zu Geld, die noch heute ihre Berechtigung haben.
Als Franklin 1790 starb, hinterliess er den Grossteil seines Geldes und seiner Vermögenswerte Familie und Freunden. Zusätzlich – und das könnte wie die Antwort auf einen Scherz wirken – bestimmte er, dass zwei Treuhandfonds mit jeweils 1.000 Pfund1 zugunsten der beiden Städte eingerichtet werden sollten, die er als sein Zuhause betrachtete: Boston und Philadelphia. Der Haken dabei? Beide Städte mussten einem 200-Jahres-Plan folgen, in dem Franklin die Nutzung des Geldes detailliert festlegte.
Der amerikanische Universalgelehrte hatte errechnet, dass eine geringe Geldsumme sogar bei einer niedrigen Rendite im Laufe der Zeit durch den Zinseszinseffekt zu einem Vermögen anwachsen könnte. Er legte fest, dass beide Städte die Schenkungen während der ersten 100 Jahre zur Unterstützung von Handwerkern nutzen mussten, die ihr eigenes Geschäft aufbauen wollten – durch das Gegenstück zu heutigen Kleinkrediten im 18. Jahrhundert. Die Kredite zu Zinsen unter dem üblichen Marktzins von 5 % sollten innerhalb von zehn Jahren zurückbezahlt werden. Die Zinserträge dieser Kredite sollten reinvestiert werden und Zinseszinsen abwerfen.
Nach diesen 100 Jahren war es den Städten gestattet, 75 % dieses Geldes zu entnehmen und für öffentliche Projekte zu nutzen. Der Rest musste jedoch ein weiteres Jahrhundert gehalten werden – und in Kredite für Händler investiert werden. Dadurch warf das Geld bis zum zweihundertsten Todestag von Franklin Zinseszinsen ab. Er ging davon aus, dass das Geld bis dahin für jede Stadt auf etwa 20 Millionen US-Dollar angewachsen sein sollte. Abbildung 3 zeigt die expotentielle Rendite, die der Zinseszinseffekt ermöglichen könnte.
Zwei Jahre nach dem Tod Benjamin Franklins wurde 1792 durch das Münzgesetz (Coinage Act) der US-Dollar als Landeswährung eingeführt. 1.000 Pfund zur Zeit von Franklins Tod entsprachen etwa 4.400 US-Dollar. Der heutige Gegenwert beträgt etwa 143.000 US-Dollar.