Frage 3: Ist Gold ein ethisches Investment?
Goldförderer und -verarbeiter treten für mehr Nachhaltigkeit, Rechenschaftspflicht und Transparenz ein. Die Investoren und Verbraucher sollen Klarheit und Vertrauen haben, dass das Gold, das sie kaufen, nach hohen Standards gefördert und verarbeitet wurde. Der Weltgoldrat (World Gold Council) hat im Jahr 2012 den „Conflict-Free Gold Standard” (CFGS) eingeführt. Dieser umfasst Prozesse für Bergbauunternehmen, um das Risiko zu vermeiden, dass Gold zur Finanzierung oder Unterstützung illegaler bewaffneter Konflikte verwendet wird. Mittlerweile wurde der CFGS in die umfassenderen Prinzipien für verantwortlichen Goldbergbau (Responsible Gold Mining Principles) des World Gold Council einbezogen. Sie wurden 2019 veröffentlicht und gelten für seine 32 Mitglieder (Bergbauunternehmen). Dieses Regelwerk legt fest, wie verantwortlicher Goldbergbau erfolgt.
Auch die London Bullion Market Association (LBMA) hat für alle Verarbeiter, die am London Bullion Market handeln wollen, eine verpflichtende Richtlinie zur verantwortlichen Beschaffung von Gold eingeführt. Die LBMA hat ihre „Leitlinien für verantwortungsbewusstes Gold” (Responsible Gold Guidance) im Jahr 2012 herausgegeben. Seitdem wurden sie mehrfach aktualisiert, um Verbesserungen anderer Leitlinien einzuarbeiten und eine Orientierungshilfe zu Prüfungen relevanter Themen zu bieten. Die LBMA arbeitet weiterhin mit Bergbauunternehmen zusammen, um höchste Branchenstandards zu entwickeln.
Neben den separaten Empfehlungen, die der World Gold Council und die LBMA seit 2012 für ihre Mitglieder herausgeben, arbeiten die beiden auch gemeinsam an einem kombinierten Rahmen und testen eine Blockchain-Lösung, um Gold in der gesamten Lieferkette ab der Mine nachverfolgbar zu machen.
Bergbau ist ein energieintensiver Prozess, der sich oft auf die lokale Ökologie auswirkt. Völlig umweltneutral werden diese Aktivitäten wohl nie werden. Man kann aber Verbesserungen anstossen, um negativen Folgen zu verringern. Wenn sich Invesco bei leitenden Führungskräften von Bergbauunternehmen einbringt, die wir in Portfolios halten, haben solche Umweltthemen üblicherweise hohe Priorität für uns. Wir wollen besser verstehen, wie die Unternehmen die Lage beurteilen und wie sie vorgehen, um ihre Risiken und ihren CO2-Fussabdruck zu senken.
Zudem müssen Bergbauunternehmen Pläne zur Renaturierung der Ökologie nach Ende der Nutzungsdauer der Mine vorlegen. Ethische Aspekte gehen jedoch natürlich über die Umwelt hinaus. Bergbauunternehmen können eine positive Wirkung erzielen, indem sie sich um sozioökonomische Themen kümmern. Da eine Mine oft über Jahrzehnte in Betrieb ist, tragen Bergbauunternehmen häufig zu lokalen Wohn- und Transportmöglichkeiten, Schulen und medizinischer Infrastruktur bei. In Schwellenländern kann das langfristigen Nutzen stiften.
Frage 4: Hat Gold einen inneren Wert?
Viel vom Glanz des Goldes beruht auf seinen Anlageeigenschaften und seiner kulturellen Bedeutung in grossen Schmuckmärkten wie Indien und China. Doch seine physikalischen Eigenschaften machen das Edelmetall auch für Anwendungen in der Spitzentechnologie wertvoll, etwa in der Medizin sowie in der Luft- und Raumfahrt.
Die Gesamtnachfrage aus diesem Sektor macht nur knapp 10 % der jährlichen Goldnachfrage aus. Daten des World Gold Council zufolge ist die verwendete Menge seit einem Jahrzehnt jedoch recht stabil. Etwa 80 % dieser Nachfrage entfallen auf den Elektroniksektor, da Gold ein wichtiger Bestandteil von Halbleiterchips ist. Im Gesundheitswesen werden Gold-Nanopartikel oft in der Testdiagnostik verwendet, beispielsweise für Testkits im Rahmen der Covid-19-Pandemie.
Frage 5: Welche Rolle kann Gold in einem Portfolio spielen?
Einige Anleger halten Gold aus den gleichen Gründen, aus denen sie in andere Anlagen investieren. Sie glauben, dass der Kurs steigt. Diese Spekulation kann durch die Annahme gestützt werden, dass die Zentralbanken weiterhin Gold kaufen werden, das Interesse der Anleger steigen wird oder andere Angebots- und Nachfragefaktoren eine Rolle spielen werden.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Anleger ihre Portfolios diversifizieren oder einen Puffer gegen Verluste einbauen möchten – etwa für den Fall eines Inflationsanstiegs, von Volatilität an den Aktienmärkten, wirtschaftlicher Unsicherheit oder geopolitischer Risiken. Zwar liefert Gold keine Garantie und sein Preis kann sogar ganz unerwartet sinken. Jedoch hat sich das Edelmetall historisch gesehen bei Einbrüchen der Aktienmärkte in der Regel gut gehalten.
Gold eignet sich sehr gut zur Diversifikation, da sich sein Preis ganz anders entwickelt als der der meisten anderen Anlagen in einem typischen Portfolio. Historische Daten zeigen, dass sich der Goldpreis häufig unabhängig von Aktien, in geringerem Masse auch von Anleihen und sogar von einigen Rohstoffen entwickelt. Aufgrund dieser Eigenschaft kann Gold als „Puffer“ für das übrige Portfolio fungieren, wenn die anderen Anlagen preislich fallen.