Wir bezeichnen das Factor Investing gerne als dritte Säule der Kapitalanlage neben klassischen aktiven und passiven Investmentansätzen.
Faktoren sind die Bausteine, die das Risiko und die Rendite eines Vermögenswerts mitbestimmen. Beim Factor Investing werden Vermögenswerte für Portfolios auf Grundlage ihrer Beziehung zu diesen Bausteinen oder Faktoren ausgewählt.
Diese Faktoren wurden durch umfassende Analysen langer Zeitreihen von Marktdaten identifiziert. Die nützlichsten Faktoren sind diejenigen, die das Risiko-Ertrags-Profil eines Portfolios über alle Marktkonditionen und Zeiträume hinweg erklären können.
Damit sind diese Faktoren so etwas wie die DNA eines Investments: Sie wirken in allen Portfolios, ganz egal, ob ein Faktoransatz verfolgt wird oder nicht.
Im Rahmen von Portfolioanalysen können Faktoren helfen, entscheidungsrelevante Informationen zu erfassen und zu nutzen – eine unbeabsichtigte Höhergewichtung eines bestimmten Faktors zum Beispiel kann so korrigiert werden. Wir bei Invesco sind davon überzeugt, dass faktorbasierte Anlagestrategien überdurchschnittliche Anlageerträge generieren können, da sie höhere risikoadjustierte Renditen aus einem wirklich diversifizierten Portfolio ermöglichen.
Stilfaktoren – das Fundament Ihres Portfolios
Stilfaktoren erklären Risiko und Rendite von Anlagewerten in Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Die am besten verstandenen und am häufigsten genutzten Stilfaktoren sind Aktienfaktoren.
- Größe
Zielt auf die Nutzung des Wachstumspotenzials kleinerer Unternehmen im Vergleich zu ihren höher kapitalisierten Wettbewerbern. „Größer ist besser“ trifft nicht immer zu – oft ist sogar das Gegenteil der Fall. In der Vergangenheit haben kleine Unternehmen häufig höhere Renditen erzielt1.
- Qualität
Dieser Faktor definiert sich anhand von stabilen Erträgen, einer geringen Verschuldung und guten Führungsstrukturen. Investoren können ein Qualitätsunternehmen an finanziellen Kennzahlen wie dem Verschuldungsgrad oder der Eigenkapitalrendite festmachen.
- Bewertung
Zielt auf die Vereinnahmung von Mehrerträgen aus Aktien, die gemessen an ihrem fundamentalen Wert und auf Basis von Kennzahlen wie dem Gewinn oder Cashflow günstig bepreist sind.
- Ertrags- bzw. Kursdynamik
Aktien, die in der Vergangenheit Mehrerträge generiert haben, setzen ihre überdurchschnittliche Wertentwicklung häufig auch in der Zukunft fort2. Dieses Potenzial will der Momentum-Faktor identifizieren und nutzen.
- Volatilität
Studien haben gezeigt, dass schwankungsarme Aktien unter Berücksichtigung des Risikos im jeweiligen Zeitraum langfristig besser abschneiden als sehr volatile Aktien3.
- Dividendenrendite
Stellt auf die potenziell höheren Renditen von Aktien mit überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen ab. Wir wissen, dass Dividendenausschüttungen eine längerfristig wichtige Komponente der Gesamtrendite sind.
Das Factor Investing ist eine Erweiterung der traditionellen Asset Allokation, die eine ganzheitliche und präzise Portfoliopositionierung ermöglicht. Ein Verständnis der Wechselbeziehung zwischen der Wertpapierrendite und dem makroökonomischen Umfeld kann eine gute Grundlage für Entscheidungen über die Portfolioallokation sein, indem es verschiedene Anlageklassen und -strategien mit ihren relevantesten makroökonomischen Faktoren in Verbindung bringt.
Dieses makroökonomische Rahmengerüst kann sich im aktuellen Investmentumfeld als besonders relevant erweisen – vor allem, falls sich eine Trendwende in langjährigen Investmenttrends wie sinkenden Zinsen und Inflationsraten sowie einer akkommodierenden Geldpolitik abzeichnen sollte.
Beispielsweise haben Staatsanleihen hoher Bonität über viele Jahre geholfen, Verluste aus Aktienpositionen wettzumachen. Angesichts der aktuell nahe bei null liegenden Anleiherenditen ist das Potenzial für einen derartigen Kompensationseffekt durch Anleiheninvestments jedoch geringer.
Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass Anleihen keine ausreichenden Wertzuwächse mehr verzeichnet haben, um – wie noch während der globalen Finanzkrise – Aktienverluste auszugleichen4. Unabhängig davon, ob diese Wechselbeziehung in den nächsten Jahren bestehen bleibt oder nicht, können Faktoranalysen helfen, beim Aufbau und der Ausrichtung von Anlageportfolios viele mögliche Marktereignisse zu berücksichtigen.
Warum sind faktorbasierte Anlagestrategien so gefragt?
Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen in Verbindung mit Fortschritten bei der Datenerfassung und -verarbeitung haben das Verständnis der Anleger für die Schlüsselfaktoren, die in der Vergangenheit zu Risiko und Rendite beigetragen haben, erweitert.
Dies und die zunehmende Verfügbarkeit von faktorbasierten Produkten haben die Voraussetzungen für ein wachsendes Interesse am Factor Investing geschaffen.
Unsere eigenen Untersuchungen haben das schnelle Wachstum faktorbasierter Anlageansätze in den letzten fünf Jahren verfolgt. Sie haben Themen in Bezug auf die Erfahrungen von Investoren, Eintrittsbarrieren und Umsetzungsmethoden für institutionelle und Wholesale-Investoren identifiziert.
Wir sehen, dass Investoren mehr Transparenz, Kosteneffizienz, Kontrolle und Skalierbarkeit wünschen, um ihre Risiko-, Ertrags- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Präzise und systematische faktorbasierte Lösungen helfen, diese Ziele zu erreichen. Daher sind wir davon überzeugt, dass das Anlegerinteresse am Factor Investing weiter zunehmen wird.