
Aktien Die Schwächen ‚zyklischen Denkens‘
Zyklische Veränderungen teilen die Märkte in Wachstumsunternehmen und Substanzwertunternehmen.
Meine Berufslaufbahn besteht aus zwei unterschiedlichen Karrieren. Zunächst arbeitete ich als Bauingenieur an Großprojekten im ganzen Land. Sehr schnell merkte ich jedoch, dass ich mich hierfür nicht lange würde begeistern können.
Als sich Langeweile einstellte, kehrte ich an die Universität zurück, wo ich meinen Abschluss als Umweltingenieur vorbereitete. Ich hatte es bereits des Öfteren mit dem Problem der Grundwasserverschmutzung zu tun gehabt. Jetzt war es mein Fachgebiet, und in den nächsten zehn Jahren sanierte ich Superfund-Standorte überall in den USA. Ich war für die Entwicklung des Prozesses und die Überwachung der Sanierung nach verschiedenen Umweltkatastrophen verantwortlich. Mit dem „E“ in ESG habe ich daher umfassende Erfahrung.
Ich bin in einer Stadt mit einer Textilfabrik aufgewachsen und kann mich noch gut an die Aufregung erinnern, die entstand, als sich dort eine für ihre niedrigen Preise bekannte Einzelhandelskette ansiedelte. Einige Jahre später war es mit der Aufregung vorbei – und mit der Haupt-Einkaufsstraße auch. Ich habe aus nächster Nähe mitbekommen, wie meine Heimatstadt aufgrund von Unternehmen, deren Vorgehen alles andere als sozialbewusst war, fast von der Landkarte verschwand. ESG ist etwas, das wir mitbekommen. Es bleibt nicht unbemerkt, wenn jemand Flüsse verschmutzt, Kleinstädte zerstört und Mitarbeiter und Aktionäre schlecht behandelt, und es wird die Art und Weise, auf die wir unsere Investments auswählen und uns an der Seite des Managements engagieren, stark beeinflussen.
Vieles von dem, was wir heute zum Thema ESG sehen, sieht nach reinen Formalitäten aus und beschränkt sich auf eine Reihe von Zahlen oder Einstufungen, die dafür sorgen können, dass eine Tabak- oder Ölgesellschaft im Hinblick auf ESG-Kriterien gut dasteht. Derartige Praktiken sind als Greenwashing bekannt, und wir halten sie für unaufrichtig. Die ESG-Performance eines Unternehmens hat etwas damit zu tun, wie es mit den Beteiligten interagiert und sie respektiert. Wer seine Kunden abhängig macht und deren Gesundheit schadet, ist für uns an ESG-Kriterien gemessen kein gutes Unternehmen. ESG-Faktoren erfordern darüber hinaus dasselbe Urteilsvermögen wie die meisten anderen Anlageentscheidungen auch. Bei Einstufungen wird vieles übersehen. Unterschiedliche Aktiengattungen sind beispielsweise in den Händen einer Führungsstruktur, die die Beteiligten korrekt behandelt, in Ordnung. Manche Unternehmen, die nicht über unterschiedliche Aktiengattungen verfügen, behandeln außenstehende Aktionäre unserer Erfahrung nach schlecht – dabei könnten sie allein durch ihre Unternehmensstruktur ein besseres Ergebnis erreichen. Noch einmal: ESG hat etwas damit zu tun, wie ein Unternehmen mit den Beteiligten interagiert und sie respektiert.
Bei ESG handelt es sich nicht um einen separaten Prozess – es ist untrennbar mit gutem Investieren verbunden. Die besten Unternehmen sind in der Lage, Gewinne zu erzielen, ohne dass die Umwelt, die Gemeinschaften, in denen sie tätig sind und ihre Aktionäre dafür leiden müssen. Nach solchen Investments halten wir Ausschau. Wir setzen ESG-Prinzipien auf eine unabhängige, vorausschauende und voll integrierte Art und Weise um. Es handelt sich um grundlegende Probleme für jede umfassende Unternehmensanalyse. Andernfalls würden wir uns fragen, wie gründlich der Rest der Analyse ist. Unsere jahrzehntelange Erfahrung zeigt uns, dass unser Ansatz im Umgang mit diesen Problemen richtig war und bleibt und wir sind davon überzeugt, dass sich die Welt im Laufe der Zeit hinter uns stellen wird.