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Powell beruhigt Märkte mit Aussicht auf niedrige Zinsen, solange Inflation nicht extrem stark steigt

Die US-amerikanische Notenbank (Fed) lässt den Aktienmärkten freien Lauf. Kann die Rally andauern?
Die US-amerikanische Notenbank (Fed) lässt den Aktienmärkten freien Lauf. Kann die Rally andauern?

Die Sitzung der US-amerikanischen Notenbank (Fed) in der vergangenen Woche lief weitgehend wie erwartet ab. Deutlich wichtiger für die Aktienmärkte war die anschließende Pressekonferenz.

Wie erwartet, senkte die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte. Außerdem wurde die Formulierung, dass man „angemessen handeln“ werde, um „die wirtschaftliche Expansion zu erhalten“, aus dem Fed-Statement gestrichen. Das war eine von vielen erwartete und manchen gefürchtete Änderung, die signalisiert, dass es vermutlich erst einmal keine weiteren Zinssenkungen mehr geben wird. Ich hatte befürchtet, dass die Aktienmärkte negativ auf die Entfernung dieser Formulierung aus dem Fed-Statement reagieren könnten. Schließlich waren die Erwartungen an weitere Fed-Zinssenkungen relativ hoch.

Fed-Chef Powell tat jedoch etwas sehr Bedeutendes bei der Pressekonferenz: Er sicherte den Märkten zu, dass die Fed die Zinsen nicht anheben werde, solange die Inflation nicht extrem stark ansteigt — und wenn man sich die jüngsten Daten ansieht, ist das bis auf weiteres kaum zu erwarten. Das lässt den Aktienmärkten quasi freien Lauf für weitere Kurssteigerungen, da die Anleger keine unerwartete Straffung der Geldpolitik befürchten müssen. Die positive Reaktion der Aktienmärkte ließ auch nicht auf sich warten: Vom Zeitpunkt des Beginns der Pressekonferenz am Nachmittag des 30. Oktober bis zum Börsenschluss am 1. November legte der S&P 500 Index um 1,06% zu.1

Kann die Aktienmarktrally andauern?

Wie ich an dieser Stelle bereits erklärt habe, kann die Geldpolitik positivere Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben als auf die Wirtschaft insgesamt. Ich glaube, dass das auch in Zukunft der Fall bleiben wird. Die Rally, die nach der Fed-Pressekonferenz in der letzten Woche eingesetzt hat, könnte noch länger andauern. Ich rechne in den nächsten Wochen zumindest mit einer stark positiven Tendenz an den Aktienmärkten.

Damit stellt sich natürlich aber auch die Frage, was eine von der Fed angeheizte Rally stoppen könnte. Ich sehe mehrere potenzielle Kursbremsen:

  1. Der US-chinesische Handelskonflikt. US-Finanzminister Steven Mnuchin hat in der vergangenen Woche bestätigt, dass die USA und China weiter auf Kurs sind, im November ein Abkommen über eine „Phase 1“ einer Handelsvereinbarung zu unterzeichnen. Ich halte das aber noch nicht für eine ausgemachte Sache, da sich beide Seiten weiterhin widersprüchlich zu den Fortschritten der Handelsgespräche äußern. Selbst wenn sich die USA und China auf eine solche erste Phase einer Handelsvereinbarung einigen sollten, wären weitere Schritte in Richtung eines umfassenden Handelsabkommens zudem deutlich unwahrscheinlicher. Negative Meldungen von der Handelsfront — oder, was noch schwerwiegender wäre, zu einem Scheitern der Verhandlungen — dürften zu Kursverlusten an den Aktienmärkten führen. Ich glaube aber, dass ein derartiger Ausverkauf von kurzer Dauer wäre, da die Fed sich die Möglichkeit offengehalten hat, die Zinsen erneut zu senken, falls die Handelsspannungen wieder zunehmen sollten.
  2. Sehr schwache Wirtschaftsdaten. Die US-amerikanischen Wirtschaftsdaten sind generell positiv ausgefallen, aber es gibt gewisse Hinweise auf eine Abschwächung. Während der jüngste Bericht vom Arbeitsmarkt sehr gut ausgefallen ist, hat das Chicago Business Barometer (auch bekannt als Chicago Purchasing Managers Index) für Oktober für Beunruhigung gesorgt. Mit einem Wert von 43,2 blieb dieser Geschäftsklimaindikator nicht nur hinter den Erwartungen zurück, sondern war auch so niedrig wie zuletzt vor vier Jahren.2 Auch der Ausblick im verarbeitenden Gewerbe ist weiterhin verhalten: Der nationale ISM Einkaufsmanagerindex ist mit 48,3 hinter den Konsenserwartungen zurückgeblieben — und hat den dritten Monat in Folge nachgegeben.3 Falls sich die Konjunkturdaten weiter verschlechtern sollten, könnte das weitere Kurssteigerungen an den Aktienmärkten verhindern. Allerdings dürfte die Fed auch hier bei Bedarf einschreiten und die Zinsen senken.
  3. Äußerungen der Fed. Mit seiner Erklärung bei der Pressekonferenz in der vergangenen Woche hat Fed-Chef Powell die Märkte zwar beruhigt. Sollten Powell selbst oder Fed-Vize Richard Clarida in den nächsten Wochen aber anders lautende Erklärungen abgeben, könnte das die Marktstimmung erheblich belasten. Meines Erachtens könnte das eine von der Fed angeheizte Aktienmarktrally am ehesten zum Erliegen bringen. In den ersten beiden Szenarien könnte die Fed das Problem beheben — in diesem Fall könnte sie das Problem sein.

Trotz dieser potenziellen Kursbremsen sollten Anleger die Wirkung der jüngsten Fed-Pressekonferenz nicht unterschätzen. Die US-Notenbank hat die Zügel gelockert und gibt US-amerikanischen Aktien für den Rest des Jahres erst einmal freien Lauf für weitere Kurssteigerungen.

Quellen

  • 1

    Quelle: Bloomberg, L.P.

  • 2

    Quelle: Institute for Supply Management — Chicago, 31. Okt. 2019.

  • 3

    Quelle: Institute for Supply Management, 1. Nov. 2019.

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